
Eisvogel
Familie: Eisvögel
Ordnung: Rackenvögel
Eisvogel kann man bei uns mit keiner anderen Vogelart verwechseln. Er ist etwas größer als ein Spatz, wirkt gedrungen, ist recht kurzschwänzig und hat einen großen Kopf. Je nach Lichteinfall wirkt seine Oberseite blau bis türkisfarben. Die Unterseite ist orangebraun. Auch aus größerer Entfernung sind die weißen Halsseitenflecke gut zu sehen. Der leuchtend blaue Hinterrücken fällt hauptsächlich beim Abfliegen auf und wenn man den vorbeifliegenden Eisvogel von oben betrachtet. Der dunkle Schnabel des Eisvogels ist gerade und kräftig. Bei Weibchen ist der Unterschnabel zumindestens teilweise orange bis dunkelrot. Frisch ausgeflogene Junge sind durch einen deutlich kürzeren Schnabel mit einer hellen Spitze kenntlich. Die Oberseite ist mehr grünlich gefärbt als bei Altvögeln.

Obwohl der Eisvogel so bunt ist, ist er farblich doch hervorragend an seine Umgebung angepasst. Sein blauer Rücken verschmilzt mit der Farbe des Wassers, seine orange rostfarbene Unterseite lässt ihn im Baum sitzend unsichtbar werden. So ist der Eisvogel sehr unauffällig, wenn er in Zweigen sitzt, die über das Wasser hängen. Am ehesten wird man durch den Ruf auf ihn aufmerksam, den er beim schnellen Flug direkt über der Wasserfläche ausstößt, einen lauten, durchdringenden, hohen Pfiff. Selten sieht man von diesem scheuen Vogel mehr als seinen über der Wasserfläche dahinjagenden leuchtend blauen Rücken.
Wie die Farben des Eisvogels schon vermuten lassen, ist der Schwerpunkt der Verbreitung dieser Familie vor allem in den Tropen. Allerdings kommt unser Eisvogel sogar erstaunlich weit im Norden vor und bewohnt auch Irland, Schottland und Mittelschweden. Fast nirgendwo mehr ist er noch häufig. Nach Serien milder Winter kann er allenfalls an sauberen Flüssen und Altwässern noch relativ gute Bestandsdichten erreichen. Vielerorts ist er bereits vom Aussterben bedroht oder ganz verschwunden.

Seine Beute, Krebse, Wasserinsekten, Kaulquappen und vor allem kleine Fischchen, holt der Eisvogel ausschließlich aus dem Wasser. Mit seinem großen, dolchartigen Schnabel stürzt er sich dabei kopfüber von seinem Ansitz herunter. Wie ein Pfeil durchstößt er mit angelegten Flügeln und gestrecktem Körper die Wasseroberfläche. Meistens taucht er dabei ganz unter. Geschickt wird der Stoß unter Wasser mit den Flügeln abgefangen. Mit der Beute kehrt er mit raschen Flügelschlägen zu seinem Sitzplatz zurück. Auf seinem Sitzplatz schüttelt er seine Beute tot oder schlägt sie gegen einen Ast oder Zweig. Kleinere Fischchen bis etwa 7 cm Länge verschlingen Eisvögel ohne Mühe. Fische bis etwa zehn Zentimeter Länge schaffen sie auch noch, haben dabei aber große Mühe. Die Fische werden immer mit dem Kopf voran heruntergeschlungen. Wenn der Eisvogel den Fisch anders herum hält, kann man sicher sein, dass er damit seine Jungen füttern will.
Eisvögel können auch wie Turmfalken in der Luft rütteln, vor allem, wenn sie mal keinen geeigneten Ansitz finden.

Eisvögel sind Höhlenbrüter und brauchen neben langsam fließendem oder stehendem Wasser mit guten Sichtverhältnissen und reichlichem Angebot an Kleinfischen ausreichend Sitzwarten und überhängende oder senkrechte Abbruchkanten an den Gewässern, in denen sie ihre Brutröhren graben. Solche Steilwände finden sich heute nicht mehr überall an den Flüssen und Gewässern. Die Brutröhren haben eine Länge von 50 – 90 cm und münden in einem backofenförmigen Nestkessel. Sechs bis acht reinweiße Eier legt das Weibchen in den Brutkessel. Nach etwa drei Wochen schlüpfen die Jungen. Sie verunreinigen die Höhle oft stark, denn ihr dünnflüssiger Kot kann nicht so schnell versickern. So reinigen sich die Altvögel, indem sie sich ins Wasser stürzen und ein Bad nehmen. Der eigentliche Brutkessel bleibt aber sauber, da nur das erste Junge, das am weitesten vorne in der Brutröhre sitzt, gefüttert wird, sich nach der Fütterung umdreht und den Kot in die Röhre spritzt. Nach dem Ausfliegen werden die jungen Eisvögel noch eine kurze Zeit von den Eltern betreut.
Die meisten Eisvögel überwintern bei uns. In normalen Wintern gibt es auch keine Probleme, allerdings können in strengen Wintern wie z.B. 1978/79 bis zu 90% der Eisvögel zugrunde gehen. Nur die Vögel überleben dann, die in Gegenden verblieben, in denen es keine geschlossene Eisschicht gab. Nach wenigen Jahren sind diese Bestandseinbrüche aber wieder ausgeglichen, da ein Eisvogelpaar zwei oder gar drei Bruten hintereinander tätigt.